Postscript

Hulls Geschichte ist somit beendet. Spass hatte ich selbst vor allem dann, wenn die Dialoge sich flüssig entwickelten. Die Idee, die Geschichte primär auf Dialogen aufzubauen und das Drumherum so sparsam wie nur möglich zu beschreiben, das hat meiner Meinung nach meistens funktioniert, auch wenn sie den Lesern wahrscheinlich manchmal etwas viel Konzentration abverlangt hat.

Wenn ich aber noch ein etwas kritischeres Fazit ziehen müsste, dann würde mir vor allem Folgendes in den Sinn kommen: Zu Beginn war da einfach die faszinierende Idee eine Geschichte zu schreiben, die ganz ohne Plot sich quasi autonom während des Schreibprozesses entwickeln sollte. Dieses Konzept hat so seine Tücken. Auch wenn es keinen Plot gibt, so sollte es doch eine halbwegs logische Fortsetzungsgeschichte werden. Also, einerseits sollte sich die Arbeit ganz spontan und planlos mit möglichst viel Spass an der Sache entwickeln. Andererseits entsteht im Laufe der Zeit bei der Notwendigkeit, immer wieder rückwärts zu blicken, doch ein Korsett. Denn zu grobe Fehler und Brüche in der Geschichte hätten mir, warum auch immer, nicht behagt. Und je länger die ganze Geschichte geworden ist, umso enger fühlte sich zwangsläufig dieses Korsett an. 

Dennoch habe ich erstaunlich lange an dem Projekt festgehalten. Mich reizte dann immer noch, während das Scheitern schon längst vorhersehbar war, an einer möglichst realistischen Beschreibung des Menschseins zu werkeln. Schon in der zweiten Staffel wurde mir klar, dass die Grundidee des spontanen Schreibens auf Dauer nicht wirklich funktionierte. Dass dieser Entwurf meines Menschenbilds dann auch zu wenig sichtbar geworden ist – Pech, Schicksal oder Unvermögen. Auch die Versuche, aktuelle Themen wie Covid oder den Ukrainekrieg zu verarbeiten, waren verlockend, aber – das passte alles irgendwie nicht mehr unter Hulls Hut. So bleibt denn sein Labor eine Baustelle, im besten Sinne, die die Widersprüchlichkeit der Welt da draussen bloss spiegelt, mehr nicht. 

Mein Dank geht schliesslich an die Leser, insbesondere für alle Rückmeldungen zum Text.

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8 Kommentare zu „Postscript

  1. Hull ist dennoch unsterblich, die Geschichte geht weiter, oder auch mal rückwärts, je nach Betrachtung. Die Baustellen werden immer mehr, da hilft nur freundliches Durchhalten.
    Liebe Grüße
    Ina

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    1. So ist es. Ich habe zwar gelernt, dass auch Unsterblichkeit nur ein relatives Ding ist. Aber ja, Hull ist und bleibt die Realität und diese lebt genauso wie die Baustellen rundherum. Da können noch so viele kommen und das Gegenteil behaupten. Liebe Grüsse, Tom

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  2. Ach schade! Mir haben die Dialoge sehr gefallen! Sie waren außergewöhnlich und machten gute Laune, für mich ist das keine Beschreibung einer Baustelle, eher eines guten Ortes an der See mit Morgensonne, Eiscreme und viel Sand zwischen den Fußzehen, man wusste nie so ganz wer noch so den Strand besuchte… Danke fürs Teilen und all die Mühe! Lieben Gruß, Christine

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    1. Dankeschön, liebe Christine. Sicher. Hulls Labor ist ein vielschichtiger Ort. Baustelle und Traumstrand sind bloss zwei Facetten, zwei Möglichkeiten eines vollends durchgeknallten Universums. Liebe Grüsse von der ganzen Hullsippe.

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